In der spanischen Stadt Málaga entwickelten zwei Designer für die kleine Manufaktur todobarro neue Terrakotta-Produkte. Damián López vom Designstudio Leblume und Carlos Jiménez sollten den Begriff ‚Terrakotta‘ neu überdenken und zwei neue Kollektionen entwickeln. Jeder der beiden wählte einen eigenen Zugang zum Thema und danach arbeiteten sie zusammen, um die Farben und Muster zu komponieren. Eine wichtige Inspirationsquelle war die Stadt Málaga selbst, ihre architektonischen Kleinodien und auch der Ursprung von todobarro. Allerdings sollten die Produkte einen Kontrast zum üblichen Programm der Terrakottamanufaktur darstellen.
Damián López fand seine Anregungen in den typischen Bögen und Kurven der traditionellen Architektur von Vélez bei Málaga, wo die Manufaktur todobarro beheimatet ist. So war es ein Leichtes, die klassischen geraden Linien der bisherigen Produkte mit neuen Inspirationen zu versehen. Carlos Jiménez orientierte sich an einer bekannten TV-Serie aus den 80er Jahren und durchbrach mit irregulären Formen und Teilen die typischen Terrakottastrukturen und -muster.
Beide Kollektionen – mit den Namen Vélez and Nerja – überraschen mit ungewohnten Bildern, Formen und vor allem mit Variationsmöglichkeiten. Die Nerja Kollektion lässt aus zwei unregelmäßigen Dreiecken und zwei Trapezoiden zehn verschiedene unregelmäßige Polygone entstehen, die perfekt zum Image eines Terrazzos passt. Ebenso Vintage- und klassische Muster. Vélez hingegen besteht aus sechs, an die Architektursprache der Örtlichkeit angelehnten Motiven. Sie erlauben sowohl zeitgemäße als auch einer avantgardistischen Ästhetik entsprechende Kombinationen und psychedelische Muster der 60er Jahre. Wir sprachen mit Carlos Jiménez über den langen und aufwendigen Weg der Entstehung dieser Kollektionen.
Gibt es für Ihre Beschäftigung mit Ton und Lehm einen ideologischen oder philosophischen Hintergrund?
Für mich war es das erste Mal, dass ich in einer professionellen, industriellen Weise mit Ton gearbeitet habe. Hier in Andalusien gibt es kaum große Industrien. Für Designer ist es hier eher üblich, sich mit dem (Kunst)Handwerk zu befassen, das ist schon fast wie eine industrielle Tätigkeit. Es besteht ja diese Kluft zwischen Designern und dem Handwerk und mit todobarro und einigen anderen Manufakturen versuchen wir diesen Spalt zu schließen.

Wie sehen Sie die Nachhaltigkeit bei Ihrer Arbeit?
todobarro bedeutet so etwas wie ‚alter Lehm‘ und die Firma bemüht sich sehr, nicht nur Terrakotta Fliesen zu produzieren und zu verkaufen. Ihr Fokus liegt auch auf der Gestaltung nachhaltiger Räume. Momentan versuchen sie mit den typischen Eigenschaften des Terrakotta (Porosität) Pflanzwände zu entwickeln. Für das Feuern ihrer Öfen benutzen sie Holzreste der Umgebung und auch die Kerne der Olivenölproduktion, diese haben einen sehr hohen Brennwert. todobarro versucht gerade die komplette Manufaktur auf einen Ökobetrieb umzustellen. Die Firma trachtet auch, in ihrer Umgebung die alten, traditionellen Pflanzen und Bäume wieder anzupflanzen, statt neuer importierter Arten. Für mich sind das sehr unterstützenswerte Aspekte.
Welche Brennöfen benutzen Sie?
Das ist der sogenannte arabische Ofen, ein Zweikammerofen, bei dem in der unteren Kammer das Brennmaterial verheizt wird und die Flammen im oberen Teil das Brenngut erhitzen. Deshalb kann bei dieser Feuerung auch kein exaktes oder identes Ergebnis erzielt werden.
Wie gestaltete sich der Entwicklungsprozess dieser zwei Kollektionen?
Ton und Fliesen, Terrakotta, sind nichts Vergangenes, sie können sehr modern sein. Ein wichtiger Punkt war, dass neben der Sichtweise der Menschen – dass diese Produkte eben ‚alt‘, traditionell sind – unter Beibehaltung der Materialität und Produktionsweise durch die neue Form und das Design eine zeitgemäße, moderne Ausdrucksweise entstehen sollte. Wir wollten auch neue Trends aufgreifen.