Wen interessiert am Friedhof das Aussehen der öffentlichen Toilette, abgesehen davon, dass man sie benutzt? Toiletten am Friedhof sind ja auch nicht gerade das, was die Besucher zu sehen wünschen. Weder aus Designgründen noch aus örtlichen Gegebenheiten, aber brauchen tut sie jeder einmal.
Das Gebäude, welches auf dem portugiesischen Friedhof von Ílhavo aus der Ferne wie die Aufbahrungshalle wirkt, ist eigentlich die WC-Anlage für die Friedhofsbesucher. So kann man sich täuschen. Andererseits ist es eine vorbildhafte Lösung für Sanitäranlagen in öffentlichen Bereichen, die sonst eher ein Schattendasein in irgendwelchen Ecken führen. Die gestaltenden Architekten vom Studio M2 Senos nahmen sich beim Entwurf dafür Grabsteine und Begrünung des Areals zum Vorbild und schufen eine mit waldgrünen Fliesen bedeckte Halle. Sie wurde in ihrer Formgebung so einfach wie möglich gehalten, um die nebenstehende Kapelle nicht zu stören. Früher stand hier ebenfalls die Toilette, allerdings in einem wesentlich größeren Ausmaß, absolut unpassend zur Atmosphäre des Ortes mit einem Flachdach, sie verdeckte die Sicht auf die Kapelle fast völlig.
Die Architekten verzichteten beim Neubau auf Fenster an den Außenseiten, belichtet werden die Innenräume durch eine Reihe von Oberlichten. Im Inneren befinden sich neben den WC-Anlagen auch Räume für die Friedhofsangestellten mit einem separaten Eingang an der Rückseite. Der öffentliche Zugang ist wie ein Schnitt in das Volumen eingelassen und im Inneren sind die Bereiche für Männer und Frauen mit weißen Fliesen und Marmorwaschbecken (als Allegorie an die Grabsteine) gestaltet.
Text: Peter Reischer
Fotos: Nelson Garrido